Van Halen war ja nie so mein Ding. Die Band war mir zu viel Dauerwelle und Fönfrisur. Eddie Van Halens Gitarrenkünste kann aber wohl niemand gering schätzen oder gar bestreiten. Und so ist es schade, dass er nicht mehr für diesen Planeten und seine BewohnerInnen aufspielt.
Die Band Van Halen wird mir aber aus anderen Gründen immer in Erinnerung bleiben: Ihre Musik zeigte mir so deutlich wie keine andere, was Musik in oder bei Menschen bewirken kann.
Da war K., dieser Mensch in meiner Klasse. Selten habe ich jemanden kennenlernen dürfen, der mehr in sich ruhte, der anständiger, integrer und auch stiller war und der damit auch irgendwie höchstens teilweise gekannt wurde. Aber geschätzt wurde er von allen, gerade wegen seiner unauffälligen aber liebenswürdigen Art wahrscheinlich. K. war fast immer -zumindest in meiner Erinnerung- in Dunkelblau gekleidet, einzige Ausnahme: der Kragen des Oberhemdes, der immer aus dem dunkelblauen Pullover hervorlugte.
Diesen stillen und ausgeglichenen K. konnte so gut wie nichts aus der Ruhe bringen, nicht einmal wirklich dämliche Lehrersprüche über seinen Sprachfehler vermochten ihn aufzuregen, uns andere dafür um so mehr.
Es gab nur eine Gelegenheit, bei der etwas völlig Fremdes und Anderes aus K. hervorbrach. Das war immer dann, wenn irgendwer "Jump" von Van Halen auflegte. Dieser Junge, später Mann, der dann zum Vorschein kam, war ein anderer als der, den man täglich in der Schule traf. Er sprang raumgreifend umher, schaffte sich in jedem Raum Platz und Ver- und schließlich auch Bewunderung für seine Hingabe an dieses, schließlich sein Stück.
An irgendeinem Silvesterabend sprang K. dann so hoch, dass er mit dem Kopf an die Decke des Partykellers stieß, die gar nicht mal so niedrig war. Absolute Stille und Starre bei allen Gästen und augenblicklich.
Zum Glück hat er sich nicht schlimm verletzt, darum kann ich mich immer noch freuen, wenn ich "Jump" höre und an K. denke, den ich eigentlich nie wirklich gekannt habe.