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Sonntag, 24. Januar 2021
Samstag, 23. Januar 2021

Irgendwo im www, es war auf einer dieser Plattformen, die ich gar nicht so sehr schätze, manche ihrer UserInnen dafür häufig um so mehr, stellte neulich jemand folgende Fragen: Was darf Satire? Wie viel Taschengeld bekommt sie? Und wann muss sie ins Bett? Die erste Frage ist recht bekannt, ebenso eine der Antworten, die von einem der Väter Satires kam. Daher möchte man sie vorschnell mit „Alles.“ beantworten. Die beiden anderen Fragen weisen jedoch klar darauf hin, dass Eltern ihre Abkömmlinge immer als ihre Kinder betrachten, egal wie alt diese sein mögen. Und so schubsen sie uns freundlich aber direkt in ein Bild. Satire ist ein kluges Kind, auch, wenn viele behaupten, sie sei im Suff oder in einem anderen Rausch gezeugt worden. Ihre Eltern möchten, wie alle Eltern, dass sie glücklich ist und es einmal besser hat. Dieses „Besser“ findet sich nicht in irgendeinem gelobten Land, nicht in Paradiesen oder Himmeln sondern irgendwo in dieser Welt. Satires Eltern haben mehrere Kinder. Sie ziehen häufiger einmal um, haben meist mehrere Jobs, sind überall und doch nirgendwo richtig sesshaft. Wie es ihnen und ihren Kindern geht, liegt daran, wo die Familie gerade wohnt. Manchmal leben sie im Status der Duldung. Dann müssen Satire und ihre Geschwister recht leise sein und unauffällig. Sie verkleiden sich dann auch gern, geben sich andere Namen und haben, wenn überhaupt, auch ein Schild mit einem falschen Namen an der Tür, manchmal ist es der der VormieterInnen. An solchen Orten und in solchen Fällen ist Satires Taschengeld natürlich nicht gerade üppig, manchmal muss sie es sich sogar verdienen, bekommt also gar kein Taschengeld, da ja bereits ihre Eltern mit einem ebensolchen oder auch ganz ohne Geld auskommen müssen. Sie muss dann auch recht früh zu Bett gehen, da man in solcher Situation ja nie so genau weiß, wann man wieder aufstehen muss und von wem man vielleicht geweckt wird. Wenn es gerade ganz schlecht läuft, lebt die Familie im Untergrund, in einem Versteck. Das Wort Taschengeld kennt dort niemand und dann ist das Bett vielleicht gar nicht vorhanden oder nur eine Pritsche und Satire muss damit rechnen, dass sie als Waise oder allein reisendendes Flüchtlingskind wieder aufwacht. Wenn die Familie gerade an einem freiheitlichen, demokratischen und pluralistischen Ort zuhause ist, kann es sein, dass Satires Taschengeld recht üppig ausfällt. Es kann aber auch ebenso sein, dass Satires Eltern nur mir Polyedern bezahlt werden oder in einer --großen Wertschwankungen unterworfenen- Kryptowährung. Auf Nachfrage erzählt man Satires Eltern dann, dass die Gesellschaft, in die sie ihre Kinder hineingezeugt und geboren haben, so komplex aber auch unsicher sei, dass auch die Zahlungsmittel zu ihrer Entlohnung so sein müssten. Kaufen kann man dafür natürlich in Wirklichkeit nichts. Satire und ihre Geschwister sehnen sich dann manchmal an einen Ort oder in eine Zeit zurück, an dem Münzen nur zwei Seiten hatten. Das geht ihnen immer dann so, wenn sie am Kiosk stehen und ausgelacht werden, wenn sie ihr Taschengeld über den Tresen reichen wollen. Gut finden die Kinder -besonders Satire- natürlich, dass sie oft länger aufbleiben dürfen und nicht immer so still sein müssen. Schwierig ist das Leben für Satires Eltern auch dann, wenn sie an einem freiheitlichen, demokratischen und pluralistischen Ort leben, dessen Freiheit aber durch hohe Lebenshaltungskosten beschränkt wird. Satires Eltern finden hier oft schwierige Arbeitsbedingungen vor, wenn sie überhaupt Arbeit finden. Satire darf hier besonders lang aufbleiben, da ihre Eltern jetzt auch für das Fernsehen und das Radio arbeiten und ihre Sache so gut machen, dass sie mitten in der Nacht arbeiten dürfen und vor laufenden Kameras und/oder offenen Mikrofonen, live nennen sie das. Manchmal sind Satires Eltern und auch die anderen Erwachsenen dann aber auch so müde und unkonzentriert, wenn sie nachhause kommen, dass Satire ganz laut und zappelig sein muss, damit sie überhaupt jemand bemerkt. Die Eltern haften natürlich für ihre Kinder. Die Anwalts- und Gerichtskosten können dabei dann so hoch ausfallen, dass für Taschengeld nichts mehr übrig bleibt oder man schon wieder umziehen muss. Satires Eltern nehmen dann wieder nur das Notwendigste mit. Bücher sind immer darunter, auch für die Kinder. Satire ist wie alle glücklichen Kinder: Man muss ständig aufpassen, dass sie einen nicht abhängt, sie ist ungeduldig und verdammt schnell und wendig. Sie schafft es, dass wir die Welt mit anderen Augen sehen. Sie bringt uns dazu, unsere Einstellungen zu ändern oder macht das gleich selbst. Am Wochenende gern die des Weckers. Sie ist oft die einzige im Haus, die die Kindersicherungen auf bekommt und Sicherheitseinstellungen umgehen oder umschreiben kann. Sie nervt dich manchmal mit Fragen, von denen sie genau weiß, dass sie niemals dumm sind. Das macht sie dann so lang, bis du endlich keine Antwort mehr weißt. Gleichgültig, was auf dem Tisch steht, ihr Teller ist nie so voll, dass sie nicht über seinen Rand sehen könnte. Sie kann sich immer auf ihre Eltern verlassen, manchmal sogar auf ein ganzes Dorf. Denn egal, was alle anderen von ihr halten mögen, sie ist nie ein liebloses Kind. Manchmal kommt sie in die Pubertät, wirklich erwachsen wird sie allerdings nie. Wie denn auch, bei den Eltern!

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