hexlog
Samstag, 16. Januar 2021

"Lockdown" ist ein Wort, das großes Unbehagen und Angst auslöst. Das soll es vermutlich auch, denn sonst könnte man ein anderes verwenden. Warum also Angst machen? Da wir in Deutschland leben, kommt nach dem Gruselwort meist ein Satz, in dem das Wort "Arbeitsplätze" vorkommt. Damit kriegst du sie alle, was ja auch sehr verständlich ist. Aber ist das wirklich das, wovor die, die das Wort "Lockdown" so gern verwenden, so große Furcht haben, dass sie allen anderen Angst machen? Was tun wir denn, wenn wir zuhause sind? Viele von uns arbeiten auch da und stellen vielleicht fest, dass ihnen der Weg an den Arbeitsplatz früher Erholung brachte, mitunter die einzige am Tag. Andere stellen fest, dass sie ohne den Weg an den Arbeitsplatz plötzlich viel mehr Zeit für andere Dinge haben oder dass es schön wäre, diesen Weg auf andere Weise zurücklegen zu können als bisher, damit auch ihre Kinder noch auf diesem Planeten leben können. Ganz viele von uns sehen mehr fern oder lesen mal wieder die Zeitung, haben häufiger die Gelegenheiten Nachrichten zu hören, zu lesen oder zu sehen. Fast alle denken mehr nach. Wir denken darüber nach, was uns wirklich wichtig ist. Wir denken darüber nach, wer uns wirklich wichtig ist und was "Leben" für uns bedeutet. Manche wechseln dann den Arbeitsplatz, andere lernen noch einmal etwas ganz Neues. Die vernünftigsten Menschen denken möglicherweise sogar darüber nach, wie man auch außerhalb einer Pandemie die schwächsten Mitglieder unserer Gemeinschaft schützen könnte. Sie finden fast vergessene Wörter wie "Solidarität" wieder oder "Nächstenliebe". Sie setzen den Mundnasenschutz auf und reißen Masken ab. Sie lassen morgens das mentale Kettenhemd im Schrank hängen, ziehen die Jogginghose an und stellen fest, dass sie in der Tat sehr häufig nicht einmal mehr ihr eigenes Leben "im Griff haben". Da gehen dann Opa und Oma mit zur Freitagsdemo und ehemals ordentliche Mitglieder der Gesellschaft verwenden plötzlich schmutzige Wörter wie "bedingungsloses Grundeinkommen".

Ja, wir leben wirklich in gefährlichen Zeiten.

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